Die Gewinner des CYNETART-Wettbewerbs 2012



Portrait Kerstin Ergenzinger


Portrait Maja Smrekar / Foto: © Jože Suhadolnik


Portrait Nika Oblak & Primož Novak


Portrait Ricardo O'Nascimento

Aus über 350 Einreichungen hat die internationale Jury folgende Gewinner gewählt. Bitte lesen Sie weiter unten die Jurybegründungen. Details zu den Arbeiten finden sie auf der Ausstellungsseite.

Der »Förderpreis der sächsischen Kunstministerin« in Höhe von 10.000 EUR, für eine Projektrealisation in 2013, geht an Kerstin Ergenzinger für ihr Werk »Rotes Rauschen«.

Das »Artist-in-Residence-Stipendium der sächsischen Kunstministerin« 2013, vergeben in Kooperation mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden, in Höhe von 10.200 EUR, geht an den Dresdner Künstler Sebastian Piatza.

Der CYNETART-Preis, in Höhe von 5.000 EUR, in Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, wird Maja Smrekar für ihre Arbeit »Hu.M.C.C.« überreicht.

Der zweite CYNETART-Preis, in Höhe von 5.000 EUR, gestiftet von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, wird an Nika Oblak & Primož Novak für ihr Werk »Sisyphus Actions« verliehen.

Der dritte CYNETART-Preis, in Höhe von 5.000 EUR, gestiftet von T-Systems Multimedia Solutions GmbH, geht an den brasilianischen Künstler Ricardo O'Nascimento für seine Arbeit »E-ansã«.

Die Gewinner des diesjährigen CYNETART-Wettbewerbs werden insgesamt mit einem Preisgeld in Höhe von 35.200 Euro am Eröffnungsabend des CYNETART-Festivals am 15. November 2012, um 20 Uhr im Festspielhaus Hellerau in Dresden ausgezeichnet.

Die ausgezeichneten Arbeiten können während der Ausstellung zum Festival gesehen werden, mit Ausnahme des Projektes SMSlingshot von Sebastian Piatza, die am 9. November am "The Spot" in Dresden Neustadt und am 15. November am Festspielhaus Hellerau erlebt werden kann.


Begründungen der Jury

»Förderpreis der sächsischen Kunstministerin«
in Höhe von 10.000 EUR, für eine Projektrealisation in 2013:

Kerstin Ergenzinger
ROTES RAUSCHEN

Installation, 2012
in Zusammenarbeit mit Thom Laepple

Skulptur 270 × 70 × 50 cm; Expandiertes Polypropylen (EPP), Nitinoldraht Silikon, Karbon, Pigment, Waage und Seismometer: Aluminium, Kupfer, Messing, Stahl; Steuer- und Leistungseinheit

Details zur Arbeit

JURY STATEMENT: Werner Jauk

Die Arbeit ist als Medienkunstprojekt ein Gegenentwurf zur Thematisierung mediatisierter Wahrnehmung als mediatisierte Körper-Umwelt-Interaktion. Denn Medienkunst exploriert vorrangig die Auswirkungen mediatisierter Interaktion und (auch dadurch geschaffene) mediatisierter Umwelten auf den Körper. Rotes Rauschen stellt sich der grundlegenden Frage der Wahrnehmung des Körpers von physikalischen Bewegungen und zwar durch die Reduktion der Bewusstmachung von physikalischen Bewegungen der Umwelt durch technische Instrumentarien: natürliche wie solche durch die Instrumentarisierung des Körpers erzeugte Bewegungen der Umwelt werden für den Körper wahrnehmbar.
Instrument der Erfahrung von Umwelt-Bewegung ist ein kinetisches Objekt, dasjenige in assoziativer Nähe zu einem fliegenden Wesen. Obwohl als sichtbares Objekt gestaltet, folgt dieses in seiner Bewegung der Logik des Hörens:
- Bewegungen der Umwelt werden analysiert und in re-sonierender Art auf die Bedeutung des Körpers bezogen:
- das Mitschwingen von schwingungsfähigen Verbindungen des Körpers zur Umwelt
– also physikalischen Vermittlern zwischen Körper und Umwelt
– bringt den sichtbaren Körper zum Schwingen und damit zum Klingen.
Dieses analysierende Wahrnehmen von bewegter Umwelt wird seit McLuhans Ahnung von der Parallelität des elektronischen (bewegten) Raums und dem (mechanisch passiven) Körper zunehmend Modell der Interaktion menschlicher Körper mit virtuellen Umwelten – nicht zuletzt durch die Arbeit des Autors. Obwohl als reaktive kinetische Installation konzipiert, ist diese Arbeit eine interaktive Arbeit der Medienkunst – allerdings bleibt die »Hochrechnung« auf die Bewegung technisch mediatisierter Umwelten den wahrnehmenden Körpern überlassen ... und damit offen ...
Damit fokussiert die Arbeit klar und subtil die Mediatisierung des physischen Körpers.

JURY STATEMENT: Lucrezia Cippitelli

Rotes Rauschen von Kerstin Ergenzinger ist ein lebendiges Environment, das auf die Anwesenheit fremder Objekte reagiert. Der Besucher findet sich selbst als Teil eines resonanten Gebiets wieder, welches von einer Lebensform bewohnt wird und äußere Einflüsse aufnimmt. Dieses Wesen dreht sich, hallt wider, schrumpft und dehnt sich aus bei jeder geringsten Veränderung des ihn umgebenden Systems. Wenn der Besucher sich bewegt, bewegt sich das Wesen. Es sendet Geräusche aus, zieht sich zusammen und weitet sich aus. Je nach Anzahl der Besucher, ihrer Bewegungen, dem Druck ihrer Schritte auf dem Boden und ihres Abstandes passt die Klangumgebung ihre Tonalität, Polyphonie und Intensität an. Das Wesen ist eine Mischung zwischen einem biologischen Lebewesen und einer komplexen Maschine. Als kinetische Plastik erweckt sie den Anschein eines Vogels, während sie in der Mitte des Raumes schwebt. Form, Struktur und Substanz hängen von einem dünnen Draht herab, der es dem Wesen ermöglicht, sich zu drehen und zu biegen. Dieser Draht ist mit einem Apparat verbunden, der Erschütterungen im Raum verzeichnet. Mit Hilfe von einfachem expandierten Polypropylen und Nitonoldrähten verwandelt Kerstin Ergenzinger den Ausstellungsraum in ein Seismometer und veranlasst den Besucher dazu, seine eigene Präsenz, sowie seine Umgebung wahrzunehmen. Während Ergenzinger die Existenz des Raumes durch die Reaktionsbewegungen der schwebenden Plastik offengelegt, forciert sie den Besucher letztlich dazu, seinen Einfluss auf seine Umgebung zu überdenken und damit, im weiteren Sinne, seinen Einwirkung auf die Umwelt.
Die Jury hat Rotes Rauschen mit einem Preis gewürdigt wegen seiner formalen Schlichtheit, der konzeptionellen Geradlinigkeit und seinem Vermögen zum unmittelbaren Einbezug des Besuchers.

»Artist-in-Residence-Stipendium der sächsischen Kunstministerin 2013«
(vergeben in Kooperation mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden, 10.200 EUR):


VR/Urban
»SMSlingshot«


Interview zum Projekt

Das Artist-in-Residence – Stipendium der sächsischen Kunstministerin dient der Zielgruppe junger Nachwuchskünstlerinnen aus Deutschland, die sich in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung insbesondere spartenübergreifenden Formen und interdisziplinären Ansätzen in den Medienkünsten widmen und wird für die Verwirklichung einer Idee in 2013 vergeben.
Die CYNETART-Jury vergibt das Stipendium des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit der Landeshauptstadt Dresden.

JURY STATEMENT: Nadine Bors

Jeder möchte etwas mitteilen! Aber wie transportiert man Informationen privat und öffentlich? Und wie bewegt man sich privat und öffentlich? Ausdrucksmöglichkeiten gibt es viele: Sticker, Poster, Graffiti, Telefon, Digital via Social Media. Sich zu bewegen geht auch ganz vielseitig und unterschiedlich: auf der Strasse, zu Fuß oder im öffentlichen Verkehr oder digital. Das alles sind alles Kommunikationsräume und Themen womit SMSlingshot sich beschäftigt.
Das SMSlingshot vom Kollektiv VR/Urban ist ein Nachrichtenkatapult, womit Text und Bild an die Wand geschossen werden können, farbenfroh in Text und Bild. Vom Ansatz her egal wo, egal wann. Die Guerilla-Handy-Zwille ist ein wundervolles urbanes Kommunikationsobjekt, womit Passanten provokativ und auf spielerische Weise Nachrichten im öffentlichen Raum zugänglich gemacht werden. Das Ergebnis ist eine Medienfassade.
Einwandfrei passt das Projekt SMSlingshot, inklusive des fortführenden Forschungsvorschlages von Sebastian Piatza Eyesect. Piatzas Bewerbung hat die Jury sehr gefreut, vor allem weil es sich konzeptuell, technisch und psychologisch mit aktuellen Erkenntnissen der Mensch-Computer-Interaktion-Forschung sowie Raum- und (Selbst-)Wahrnehmung auseinandersetzt.



CYNETART-Preis
in Höhe von 5.000 EUR, getragen von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden:

Maja Smrekar: Hu. M. C. C. – HUMAN MOLECULAR COLONIZATION CAPACITY
2012, Installation

Details zur Arbeit

JURY STATEMENT: Werner Jauk

Medienkunst thematisiert die Auswirkungen der extended perception auf den Körper: Mediatisierung der Interaktion wie die Interaktion mit mediatisierter Umwelt – der Körper wird dabei als relativ konstant erachtet – zumindest als nicht in seinem Erlebensraum sich ändernde Größe. Gerade hier setzt die Arbeit von Maja Smrekar an: sie thematisiert die Veränderung des Körpers durch Medien – durch die Veränderung der Information des Lebens. Im Gegensatz zu Arbeiten in diesem Genre der Medienkunst, welches selten den mit dem Bürgertum erstarkten kulturellen Raum der »bild«-enden Kunst verlässt, stellt sich nicht die Künstlerin in den Rahmen des »Bildes« im geschützten kulturellen Raum, sie konfrontiert Menschen nicht mit einem Abbild, sie versetzt Menschen in die Lage, diese Veränderung des Körpers zu tun – sie macht sie zu PartizipientInnen. Damit provoziert sie nicht nur, Veränderungen der Konstruktion von Wirklichkeit aus der Sicht eines Stellvertreters/einer Stellvertreterin mitzu-denken, sondern diese jeweils persönlich als Lebensentscheidung zu denken.
Diese Unmittelbarkeit der Körperlichkeit und ihre Bestimmung von Wirklichkeit macht Hu. M. C. C. drastisch erfahrbar. Sehen wir Wirklichkeit nicht nur als mediatisierte Interaktion mit einer sich daraus jeweils neu gestaltenden Umwelt bestimmt, so ändern sich diese Wirklichkeiten durch die vermittelte Machbarkeit des Körpers selbst – allerdings: »bloß« von einem mensch-zentrierten Blickpunkt aus betrachtet ... Selbst die über die Vorstellung vermittelte Entscheidung des Eingriffs in körperliches Leben erregt dieses Denken von »Bewusstheit«. Hu. M. C. C. steht abseits jeglicher pseudowissenschaftlicher Augenfälligkeit für die Subtilität des künstlerischen Fokus auf den physischen Körper und seine mediale Machbarkeit in den prämierten Medienkunst-Arbeiten des diesjährigen CYNETART-Wettbewerbes.

JURY STATEMENT: Lucrezia Cippitelli

Die slowenische Künstlerin Maja Smrekar richtet in ihrer Arbeit Hu. M. C. C. (Human Molecular Colonization Capacity) ein Labor ein und fordert die Besucher dazu auf, an einem wissenschaftlichen Experiment teilzunehmen. In einem biotechnologischen Verfahren wurden Hefen mit einem Enzym der Künstlerin hergestellt. Diese Hefen produzieren Milchsäure, eine der meist genutzten Zusatzstoffe in der Lebensmittelindustrie. Sobald der Besucher das Labor bzw. den Ausstellungsraum betritt, wird er dazu angehalten die Hefen in Form eines Getränks zu sich zu nehmen. Zuvor muss er ein Formular unterschreiben, mit dem er einwilligt, dass er die volle Verantwortung für mögliche Begleiterscheinungen übernimmt. Obwohl wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass das Enzym keine Nebenwirkungen hat, wird der Besucher dazu aufgefordert, eine Entscheidung zu treffen, die Einfluss auf seinen eigenen Körper, seine Gesundheit und seine Zukunft nehmen könnte. Das Urteil der Öffentlichkeit über genetisch veränderte Organismen und die betreffenden Rechtsvorschriften basiert auf verallgemeinernden Mutmaßungen, den »gesunden Menschenverstand«, oberflächliches Wissen und politische Einstellungen. Mit ihrer Arbeit untersucht Smrekar grundlegende menschliche Instinkte fernab dieser vorgeschalteten theoretischen Argumentationsweisen: die Angst und den Erhaltungstrieb.
Die Jury hat Smrekar für Hu. M. C. C. einen Preis verliehen für das wegweisende Konzept und den unmittelbaren Einbezug des Rezipienten.


CYNETART-Preis
in Höhe von 5.000 EUR, gestiftet von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden:

Nika Oblak & Primož Novak
»SISYPHUS ACTIONS«

2011, Format: pneumatische Video Installation

Details zur Arbeit

JURY STATEMENT: Lucrezia Cippitelli

Mit seiner Arbeit Sisyphus Actions schafft das Künstlerduo Oblak & Novak ein Spiegelbild der westlichen Gesellschaft. Vier Bildschirme zeigen vier Alltagssituationen, die zunächst normal erscheinen: eine Frau stellt ihren Bürostuhl immer höher, erwächst auf surrealistische Weise bis sie mit ihrem Kopf die Zimmerdecke berührt und dann zu Boden stürzt. Ein Mann starrt eine Ballkanone eindringlich an, während die Bälle gegen die ihn umgebende Wand prallen. Ein Frau pumpt einen Luftballon bis zum Zerplatzen auf (und beginnt von Neuem). Ein Mann schleudert unablässig einen Ball gegen die Wand, um ihn wieder aufzufangen. All diese Situationen wiederholen sich in einer Endlosschleife. Sie werden durch trickfilmartige Geräusche karrikiert, wie auch durch das Zusammenspiel mit der Plastikkiste, in der sich die Videos befinden.
Die Handlungen werden durch die Figuren ohne jede Logik wiederholt, wodurch sie das Bild von König Sisyphos hervorrufen, der nach der griechischen Mythologie von Zeus dazu verdammt wurde, für alle Ewigkeit einen riesigen Felsen einen Hügel hinaufzurollen und ihn wieder herunterrollen zu sehen. Genau wie Sisyphos sieht sich der Einzelne auch heute durch die Alltagsroutinen in einem unsinnigen Lebensstil gefangen. Durch diese Arbeit verweisen die Künstler auf das Modell des Kapitalismus: der moderne Mensch wird dazu verdammt sein Leben zu vergeuden, um künstlich erschaffene Terminpläne und unnötige Aufgaben zu erfüllen. Die technisch komplexe Interaktion zwischen Video und Umgebung läßt den Betrachter die technischen Aspekte des Werks vergessen, während er sich den konzeptionellen Implikationen des Sisyphos-Motivs zuwendet.

JURY STATEMENT: Werner Jauk

Sisyphus Actions ist die Konfrontation von elektronischer Simulation von Bewegung unter den Grenzen der physikalischen Gegebenheiten oder das Spiel mit der bedingten Dehnung (Extension) des Aktions-Rahmens der Handlung, letztlich einer mediatisierten Körper-Umwelt-Interaktion. Abseits des formalen Spiels mit physikalischen Gegebenheiten in – aus heutiger Sicht – Vintage-Games ist Sisyphus Actions mehr als eine Allegorie auf die unendliche Aktion, den Lebensraum zu erweitern – selbst Medien »extenden« den Aktionsrahmen lediglich innerhalb der Bewusstheit von rahmenden Grenzen – möglicherweise erlauben Embodiements ein Denken außerhalb des Rahmens physikalischer Wirklichkeit nicht ... Gerade die Übertragung abstrakter Formspiele auf die Aktion des Körpers lässt diese Begrenztheit gleichsam durch die alltägliche Erfahrung der Körperlichkeit künstlerisch erfahren – zudem auf eine humorvoll kritische Art und damit unter Nutzung eines kognitiven Mediums der Dekonstruktion von verfestigten Tiefen-Strukturen.


CYNETART-Preis
in Höhe von 5.000 EUR, gestiftet von T-Systems Multimedia Solutions GmbH:

Ricardo O’Nascimento
»E-ANSë

2010, Performance

Details zur Arbeit

JURY STATEMENT: Lucrezia Cippitelli

Ein Modell trägt ein Kleid aus Hunderten von Stoffbändern. Der Betrachter wird angehalten, in der Nähe des Modells ein Mobiltelefon zu betätigen, um dabei zu entdecken, dass die Bänder zu schweben beginnen, sobald das Telefon benutzt wird. Dieses scheinbar unschuldige Ereignis ruft dem Betrachter die Anwesenheit elektromagnetischer Strahlung mobiler Technologie ins Bewusstsein. Elektrosmog wird so zum Kernthema der Performance/Installation. Während wir die Bänder durch die Benutzung des Mobiltelefons schweben lassen (und damit den nackten Körper des Modells sichtbar machen), wird uns bewusst, dass wir bei jeder Benutzung die Umwelt mit elektromagnetischen Wellen belasten. Das Kleid, das mit PC-Ventilatoren, Antennen und einem Mikrocontroller ausgestattet ist, besitzt ein Erkennungssystem, das die Atmosphäre durchgängig auf Wellen untersucht und diese gegebenenfalls aufdeckt. Indem er den Betrachtern die Verantwortung für die Umweltverschmutzung übergibt (und sie dazu reizt, indem er den entblößten Körper des Modells als Belohnung nutzt), spielt E-ansã zugleich mit Aspekten traditioneller afro-brasilianischer Kultur. Tatsächlich stammt der Titel vom Namen einer brasilianischen Orisha (einer Gottheit in der Religion der Yoruba und in afro-amerikanischen Religionen): Iansan ist ein Geistwesen der Winde, Stürme und Hurrikane in der afro-brasilianischen Religion.

JURY STATEMENT: Werner Jauk

Wind, Bewegung der Luft, wird als Gestaltungs- und Kontrollkraft der Natur wie in ihrer mythischen Überhöhung – ihrer Mediatisierung – in kulturellen Kontexten beobachtet: die Auswirkung von Bewegung der Luft wird anhand der Bewegung von Bändchen in indianischen Kulturen, der Fetischisierung in der Hippie-Kultur als Wristband bis hin zur Bewegung im elektronischen / digitalen Raum untersucht.
Hier wird schließlich die Übertragung der glückskontrollierenden Bewegung natürlicher Macht auf die technische Macht hinterfragt – die pollution durch Mikro-Bewegung der Luft als carrier von Information wird ästhetisierend dekonstruiert – das was als Strahlung verbal diskutiert wird, erscheint als fast erotische Bewegung des Kleidchens ... Als Medienkunst-Projekt setzt sich E-ansã sehr direkt mit der Wirkung von Medientechnologie auf den Körper auseinander und stellt diesen ganzheitlich ins Zentrum des Projektes – Interaktion durch ihn und mit ihm ist direkte Körperbewegung und nicht der mediales Abbild. Mobile Medientechnologie wird dabei nicht nur kritisch hinsichtlich Glücks-Versprechungen unmittelbar körperlich hinterfragt – die Präsenz von mobile devices im Hier und Jetzt wird im Zusammenhang mit der Mediatisierung emotionaler Kommunikation fokussiert – die Arbeit funktioniert im Alltag des public space abseits des kulturellen Raums.


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