Am 12. Juli 2003 wurde in Dresden der „Erste virtuelle Platz der Weltkultur“ eröffnet. Unter dem Balkon des Terrassencafés Börse mitten im modernen Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt können die Bürger und Besucher der Stadt völlig neue Erfahrungen mit sensiblen virtuellen Bild-Klang-Umgebungen machen: Künstler aus aller Welt können via Internet ihre interaktiven audiovisuellen Kompositionen nach Dresden senden.

Projekte

Performance "Seine hohle Form" Ein Projekt der Palindrome Intermedia Performance Group


Tanz: Emily Fernandez (Australien), Robert Wechsler (USA)
Sound: Butch Rovan (USA)
Programmierung: Frieder Weiß (D)

Der Titel „seine hohle Form“ ist ein Fragment aus Rainer Maria Rilkes Gedicht „Gesichter“. Als Ausgangspunkt dieser interaktiven Arbeit steht er für die Herausforderung, ein Musikstück zu schaffen, dass nur existiert wenn sich ein Tänzer bewegt und einen Tanz zu schaffen, dessen Bewegungen beides sein müssen, funktionale, Musik auslösende Geste und gleichzeitig Element des Ausdrucks und der Gestaltung. Die Zusammenarbeit zwischen Musik und Tanz für dieses Stück war umfassend. Das heißt, Bewegung und Klang wurden nicht separat, sondern interaktiv geschaffen.

Die Choreographie wird durch die gleichzeitige Erstellung von Klängen durch Sensoren und Echtzeit-Synthese beeinflusst, im Gegenzug wird die Musik durch die Bewegung geformt. Es gibt keine musikalischen Einsätze für die Tänzer, da ohne ihre Bewegung die Musik entweder nicht existent ist oder aber keine Schlüsselelemente enthält. Diese Arbeitsweise zwang die Gruppe nicht nur zu einem bestimmten Grad der Improvisation, sie führte im Arbeitsprozess auch zu einer künstlerischen Rollenaufteilung: der Tänzer wurde zum Musiker, der Komponist zum Choreographen…

„Seine hohle Form“ ist nicht der erste interaktive Computer gesteuerte Tanz. Interaktiver Tanz hat einen längere Geschichte. Einen bedeutenden Beitrag dazu leisteten unter anderem die Arbeiten von David Rokeby, Richard Powall, Troika Ranch, Antonio Camurri. Die Arbeit kann aber im Hinblick auf die Komplexität der gestischen Identifikation durchaus als einzigartig bezeichnet.

Interaktives audio-visuelles Environment "µZiclotron [MuZiclotron]"


Bertrand Merlier (F)

Professor Tournasound von der Universität Lyon2 (Frankreich) untersucht seit einigen Jahren die Konsequenzen des Auftreffens von µSound [MuSound] -Partikeln auf den menschlichen Körper. Erst kürzlich entdeckte er einen revolutionären Prozess, der es erlaubt, die durch die Kollision frei gesetzte Energie sichtbar zu machen: die verschwindenen µSound-Teilchen erzeugen Klangwellen des µZic [MuZic]-Typus!

Das µZiclotron ist also ein Teilchenbeschleuniger: es erlaubt die Isolation der Soundkonstitution der Körperwellen unter µSound-Teilchenbeschuss.

Professor Turnasound sucht Freiwillige, die ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen, damit er seine Theorien verifizieren kann.

Als Professor Turnasound: Bertrand Merlier (F), Komponist
Als wissenschaftliche Assistentin und “Versuchskaninchen”: Hélène Planel
Eine Produktion des Labors für µZic-Erforschung Thélème Contemporain, Frankreich

Performance "Die letzte Reise"


Eine Performance von Senselabor
Leitung, Performance: Georg Hobmeier (A)
Sound: Gregor Ladenhauf (A)
Video: Magarita Stavraki (GR)

„Die letzte Reise“ ist der neueste Feldversuch der Gruppe Senselabor, die sich seit 1999 mit der Verbindung von interaktiven Medien und Performancekunst beschäftigt. Inspiriert durch die Begegnung zwischen Dante und Odysseus in der „Göttlichen Komödie“, durchwandert die Performance die Erinnerungen des Odysseus und die letzten Momente seines Lebens. Die Schatten der Vergangenheit werden für Odysseus ein letztes Mal lebendig, er durchwandert die Schlüsselpunkte seiner Existenz. Diese Projektionen seiner Vergangenheit werden durch audiovisuelle Elemente geschaffen, mit denen der Performer durch die Verwendung des interaktiven Interfaces EyeCon in Kontakt tritt. Die innere Welt des Odysseus wird ins Außen gestülpt und ein lebendiger Dialog zwischen der Körperlichkeit des Performers und den fiktiven Erinnerungen der Odysseus-Figur beginnt sich zu entfalten.

Interaktives Environment "Les pieds sur terre"


(Mit beiden Füßen auf dem Boden/realistisch sein)
Jean-Marc Duchenne (F)

Man steht mit beiden Füßen fest auf dem Boden, ist realistisch. Doch fließt eine Landschaft aus Steinen, Gras, Pflanzen, Tieren, Objekten unter den Füßen. Die Objekte verändern sich, übermalen den Untergrund abhängig vom Standort der Besucher. Der scheinbar so feste Boden verändert sich, löst sich auf. Der fließenden Landschaft angepasst erklingen realistische, sehr konkrete Klänge und Geräusche. Sie folgen der Geschwindigkeit der Bewegung im Raum. Auch die Klangkulisse bleibt nicht bestehen.

Eine lyrische Arbeit über Schein und Sein des eigenen Standpunktes.