INTERVIEW ULF LANGHEINRICH





Woher kommt Ihr Interesse für das Verändern von Musik und von musikalischen Geräuschen sowie die Umsetzung in eine andere Kunstart?

Ich habe gar kein Interesse am Verändern per se, vielmehr an der Kreation sehr spezifischer akustischer Zustände, die sich durch Eigenschaften wie Temperatur, Konsistenz oder Viskosität beschreiben lassen; das klingt erst mal nicht nach Musik, aber verweist auf dass, worauf es mir ankommt und das ist nicht die Manipulation von Klängen als Ort der aesthtischen Sensation im Sinne von : »vorher war es so und nun ist es etwas anderes verwandelt«. Auch die visuellen und reinen Licht räume sind vor allem Zustände und Verschiebungen von Zuständen, zumindest sehe ich das so. Allerdings wirft die Arbeit mit einer Tänzerin und die Präsentation von Abbildungen menschlicher Emotion in Gesicht und Körper immer ganz andere Fragestellungen auf, das war schon zu Zeiten von MODELL 5 (granular synthesis 1995) so. Denn nun geht es immer auch um Identifikation und Projektion, um Sexualität und Sterblichkeit, das trifft jedenfalls in meinen Arbeiten so zu, und der Versuch durch Verunklärung (also doch Manipulation) als eine Art Reinigung im Sinne von Destillieren oder Raffinieren zu einem Bild hinter den Bildern zu kommen, dieser Versuch ist immer ein vergeblicher. Insofern sind gerade jene Arbeiten, die mit menschlichem Abbild operieren Arbeiten über Verlangen und Scheitern.

Sie schöpfen in ihren Arbeiten die sich rapide entwickelnden technischen Möglichkeiten kontinuierlich und voll aus. Können sie kurz skizzieren, wo wir MOVEMENT C hinsichtlich der Technik-Standards lokalisieren können?

Eigentlich ganz unspektakulär: 3D Projektion, Licht, Quadro Sound, nichts Interaktives oder Generatives. Die Präzision in der Setzung der Mittel verlangt allerdings durchaus hohe Qualität in den Abbildungsapparaten und drängt auch zu immer besseren-nein-: genaueren, und damit letztlich subtileren und nicht irgendwie sensationellen technologischen Lösungen. Die Probleme entstehen immer dann, wenn man das Versprechen all dieser Apparaturen einlösen will. Ich habe beispielsweise über die avanciertesten Displays relativ simple Strukturen nicht abbilden können, es kam zu Bildzusammenbrüchen und bizarren Erfindungen generiert durch Algorithmen, die alles besser machen sollen, aber an elementaren Strukturen scheitern. (etwa so wie eine englische SMS auf einem Smartphone mit deutschem »auto-correct« geschrieben: da würden ständig deutsche Wörter erfunden, im Versuch englische als falsch geschriebene deutsche zu korrigieren. Ohne auto-correct – dem NEUEN Zusatzfeature- funktionierte alles ...) Mich interessiert – und leider zu oft auch frustriert – die Reibung zwischen unserer Hoffnung durch immer neuere und bessere Illusionsmaschinen von Inferiorität und Einsamkeit und letztlich von Sterblichkeit erlöst zu werden und der Erkenntnis, dass diese Illusions-Maschine eine eigentlich dürftige und IMMER enttäuschende Membran eines billigen Vexierspiels ist, ein Spiel, in dem Illusion = Manipulation gemeint ist, nicht von irgendwelchen Bösen woanders, sondern von uns selbst.

Häufig betonen Sie in Ihren Arbeiten, dass die Mittel zugunsten des Zwecks relativ unwichtig sind. Das Ergebnis, die Wirkung, sowohl im Visuellen als auch im Akustischen, scheinen im Zentrum Ihres Interesses zu stehen?

Ja und nein, die Wahrheit ist, dass ich mich fast nur mit den Mitteln auseinandersetzen muss. Es geht immer um Mittel, denn über sie entsteht das Werk; ansonsten müsste ich Lesungen halten über meine Ambitionen.

www.ulflangheinrich.com

Erleben Sie die Deutschlandpremiere von »Movement C« am 16. November um 21 Uhr im Festspielhaus Hellerau.





Erleben Sie die Deutschlandpremiere von »Movement C« am 16. November um 21 Uhr im Festspielhaus Hellerau.





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