»Movement A« von Ulf Langheinrich und Toshiko Oiwa


Tanz im audiovisuellen Environment


Mi 21.11. | 20:00 Uhr (Uraufführung), Festspielhaus Hellerau
Eintritt: 12/8 Euro

Beschreibung


Tanz: Toshiko Oiwa
Audiovisuelles Environment: Ulf Langheinrich
Software: Dirk Langheinrich

»Was weiß der Körper, dessen wir uns nicht bewusst sind? Afrikanisches Leben zu erleben, erinnert mich daran, welch ungeheure Kraft und welch eigenes Zeitgefühl der Körper hat. Es ist notwendig, den Erinnerungen der Zellen zuzuhören, um zu überleben, zu verstehen was sie zu sagen haben, um lebendig zu bleiben, zu lieben.«
Toshiko Oiwa

»Movement A« ist eine Arbeit über Vertrauen und Präsenz, Zustände der Bewegung, Bewegung in Bewegung. Intentionen sind sinnlos, das Kommende bleibt unsichtbar, es kommt zu schnell, zu langsam. Der Körper in all seinen endlosen zwecklosen Bewegungen verschwindet letzten Endes. Nachdem der Boden in atemgleichen langsamen Zyklen zu oszillieren beginnt, gleitet der Körper in Myriaden projizierter Rauschpartikel und versinkt in Schichten digitalen Schwemmlands, versandend bis zu finaler Stille und Unsichtbarkeit. Alles löst sich auf in Wellen puren Lichts.
Ulf Langheinrich, Accra, September 2007
Movement A

»Movement A« ist unsere erste gemeinsame Arbeit. Die Idee dazu entstand, nachdem ich während der gemeinsamen Arbeit von Granular Synthesis mit der französischen Tanzcompany Angelin Preljocaj auf Toshiko Oiwa aufmerksam geworden bin und ihr einige Exzerpte einer damals im Entstehen begriffenen Soloarbeit zeigte. Unsere Auffassungen über die Arbeit mit Zeit sowie Vorstellungen des Verhältnisses von Körper und Raum schienen ganz ähnlich. Die Professionalität, Präsenz und Subtilität beeindruckend. Die Idee irgendwann irgendwas gemeinsam zu machen und wir haben uns dies auch immer wieder gegenseitig zugesagt. Dies passiert nun zwei Jahre später.

Einerseits gibt es schon klare technische Aussagen über die Anzahl und Anordnung einer Reihe von Projektionen, das Licht sowie die Art des visuellen und akustischen Materials und wie dieses mit der Präsenz eines Körpers zusammengeht. Damit ist ein Rahmen definiert. Jenseits davon gibt es noch nichts. NICHTS ist ein für mich sehr beruhigender Zustand. Eine Art von künstlerischer Interaktion im Sinne einer Adaption der eigenen Arbeit an die des Anderen ist nicht geplant. Auch ein audiovisueller Kommentar zum Tanz oder tänzerische Animation computergesteuerten Equipments ist nicht intendiert. Ich habe auch nicht die Ambition, etwas »ganz anderes zu machen«. Derzeit entwickeln wir unabhängig voneinander Material. Wir werden dieses Material zunächst in Quagadougou anschauen am dortigen Tanzzentrum.

In Ghana erlebe ich täglich Fremdsein in einer Umwelt, auf die ich schaue wie ein Astronaut: das Verständnis von Zeit, die Dichte im Raum, die Zwecklosigkeit des Bemühens, das alles gleicht eher einem endlosen Zustand als einer Bewegung zum »Besseren«. Darin macht meine eigene Bewegung nur dadurch Sinn, als dass sie aus scheinbar endloser Distanz auf die westliche Welt und ihr Kulturverständnis Bezug nimmt. Dort, in den merkwürdigen Randgebieten der »Medienkunst«, wird sie wahrgenommen. Hier gibt es solche Gebiete nicht, hier ist sie schlichtweg sinnlos und absurd. Es ist aber diese Sinnlosigkeit und Absurdität, die mich anzieht, das idiosynkratische Niemandsland. Nichts ist so wie ICH es sehe. Das ist ein Zustand, dem ich traue.

Mich interessiert Konsistenz und Dichte als Erlebnisqualitäten eines Zustandes, eines einzigen Zustandes auf den bestanden wird. Das ist auch das Thema der gegenwärtigen Untersuchungen Toshiko Oiwas. Das weiß ich, denn im Februar gab es ein Arbeitstreffen bei Weißwurst und Brezel in München, bevor sie nach Seoul und ich nach Accra flog. Welch wunderbarer Ort das war.

Ulf Langheinrich, Accra/Juli 2007

Die erste Produktion im Herbst/Winter diesen Jahres wird auf Grund einer Initiative der
französischen Agentur Epidemic und der TMA Hellerau realisiert.



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