passage
Unsere Arbeit mit den Neuen Medien sowie unsere Erfahrungen im Entwickeln von Tanz-Performances mit interaktiven Technologien als [[kondition pluriel]] haben uns dazu inspiriert, eine Installation zu schaffen, die Live-Performance und choreografische Sprache mit einbindet. Dabei ist der Betrachter dazu eingeladen, den Körper der Tänzerin als Schnittstelle zu der medialen Umgebung zu „nutzen“. Es war unser Hauptanliegen, die Begriffe Nähe und Berührung zu thematisieren und zu erkunden, welche Beziehungen zwischen der Öffentlichkeit, dem Performer und der Umgebung in einer solchen Situation entwickelt werden können. Mit dem Projekt »Passage« möchten wir zu Beteiligung ermutigen, zu Vergesellschaftung und Zusammenarbeit provozieren. Außerdem soll hinterfragt werden, inwiefern sich der Betrachter einer „künstlerischen Verantwortung“ bewusst ist.
»Passage« ist eine hybride Arbeit, die zwischen Installation und Performance oszilliert. Sie kann über einen Zeitraum von drei Stunden von Besuchern nach deren Belieben betreten und wieder verlassen werden. Die Installation ist räumlich so angelegt, dass eine private Situation geschaffen wird, welche die Besucher zum Rundgang anregt. Mit dem Manipulieren der Sensoren, die auf dem Körper der Tänzerin sowie im Installationsraum verteilt sind, haben die Betrachter die Möglichkeit, Klang, Bild und Beleuchtung in Echtzeit zu beeinflussen. Mehrere auf dem Kostüm befestigte Sensoren registrieren die Bewegung der Tänzerin, die Nähe zu ihr, die Berührung und den ausgeübten Druck. Der technische Aufbau besteht aus zwei kabellosen Sensorsystemen, drei Computern, einem kabellosen Mikrofon, einem 4-Kanal-Soundsystem, drei Videoprojektoren, einem motor-bewegten Spiegel und DMX-kontrollierter Beleuchtung. Für die Echtzeit-Manipulation wird Max/MSP/Jitter angewendet.
Die Elemente von »Passage« (Tanz, Performance, Bild und Klang) werden um zehn separate, jedoch miteinander verbundene, Szenen und Motive herum konstruiert. Diese heißen: Automanipulation, Solicitation/Withdrawal, Zipper, System Reset, Solicitation/Conversation, Danse des Bonjours, Mechanical Pressure Point, Grimace, Sears, Six Falls und Arms out of Centre. Jede dieser Szenen wird mit Bezug auf einen bestimmten performativen Zustand, eine Bild- und Klangumgebung umgesetzt und behandelt die verschiedenen Themen der sozialen Interaktion, der Intimität und der Beobachtung auf eine besondere Art und Weise.
Die Beziehungen zwischen dem medialen Raum, dem Performer und der Öffentlichkeit werden auf eine improvisierende Weise und in Abstimmung auf den Rahmen und die zuvor für diese Szene festgelegten Regeln entwickelt und praktiziert. Damit der audiovisuelle Ablauf „live“ verändert werden kann, haben wir ein kompositorisches Raster entwickelt, eine Partitur für die Verteilung der interaktiven Parameter und die Verwaltung der Daten, die aus denjenigen Sensoren stammen, die in der Installation und auf dem Kostüm der Tänzerin verteilt sind.
In »Passage« geht es um Wahlfreiheit, Intimität und Privatheit, Teilnahme, Verlagerung, Präsenz und Anschlussfähigkeit; das Projekt reflektiert die Wahrnehmung unserer Körper und unserer vermittelten Präsenz als Teil vernetzter Gesellschaften. Die Regeln in dieser Umgebung werden bestimmt von Improvisation und aktiver Teilnahme, Verwandlung, Verformung, Schleifen und Prozessen, Rückwirkung und Rückmeldung.
Tags: 2008, choreografische Installation, CYNETart, Installation