Festspielhaus Hellerau wird zur europäischen Weltbühne

CYNETart präsentiert am Freitag, 16. November 2007 eine Netzperformance

Mit der diesjährigen CYNETart_07encounter, dem 11. Festival für computergestützte Kunst, startet zugleich das interdisziplinäre Medienkunstprojekt Tele-Plateaus.

Die erste Versuchsanordnung einer Tanzperformance im translokalen Hyperraum findet zeitgleich zwischen dem Festspielhaus Hellerau sowie Veranstaltungsorten in Norrköping  und St. Petersburg statt. An den jeweils per Internet verknüpften Orten schaffen die  Tänzerinnen in Echt-Zeit eine an allen Orten präsente Bild- und Klangumgebung. Damit spannt sich zur CYNETart ein bisher noch unbekannter „Bühnenraum“ zwischen den beteiligten Städten. Ein „Bühnenraum“ der unmittelbare Berührungen, Interaktionen und Verständigungen ermöglicht.

Auf ungewöhnliche Weise werden die Tänzerinnen durch ihre Bewegungen hindurch miteinender auf Deutsch, Schwedisch und Russisch über die jeweiligen Städte sprechen, werden die Sprachen tauschen und in musikalische Sphären transformieren. Auch typische Geräusche und Bilder werden zwischen den Städten in Echt-Zeit generiert.

In gewisser Hinsicht können wir dabei insofern von einer Telematik der Zukunft sprechen, als die weitere Entwicklung von leibhaftig begehbaren virtuellen Hyperorten eine völlig neue Art der Begegnung zwischen Menschen an unterschiedlichsten Punkten der Welt ermöglicht. Das öffnet nicht nur neue „ökologische“ Wege der kulturellen Kommunikation, des Spiels und der künstlerischen Performances, sondern schließt vielfältige Anwendungen – vom interaktiven Lernraum bis hin zum interaktiven Wohn- und Kinderzimmer – ein.

Der menschliche Körper selbst ist dabei das entscheidende Gestaltungsmittel auf der neuen elektronischen Bühne! Die jeweilige technisch-künstlerische Konfiguration stellt lediglich Rahmenbedingungen zur Verfügung, die als „Ãœbersetzer“ von körperlichen Bewegungen fungieren.

An den nachfolgenden Tagen (17. und 18. November) können Besucher aus den drei Städten im vernetzten virtuellen Klang-Bild-Raum Tele-Plateaus_02 miteinander tanzen, spielen, komponieren und Bilder generieren.

Der 2006 wieder hergestellte historische Festspielsaal des ersten „Theaters“ ohne separierter Bühne soll auch im Sinne der Festspielhausgründer in einen zeitgemäßen „Experimentalraum“ zur Erkundung von neuen Möglichkeiten der Wahrnehmung von Raum-Zeit-Wahrnehmung sowie des körperlichen Ausdrucks verwandelt werden.

Zudem stellt das Projekt eine neue Form der vernetzten Zusammenarbeit zwischen Künstlern aus unterschiedlichen Länder dar: Seit Wochen arbeiten unter anderen die Medienkünstler Matthias Härtig, Jacob Korn und Frieder Weiss sowie die Tänzerin Valentina Cabro via Internet mit den Künstlern in St. Petersburg und Norrköping.

Klaus Nicolai, verantwortlich für die Konzeption, vergleicht das Projekt mit der Betreibung einer internationalen Weltraumstation: „Alle technischen Systeme, Arbeitsformen, Ziele und Strategien müssen auf einen Ort fokussiert werden, der keine lokale oder territoriale Bestimmung hat! Im Unterschied zur internationalen Weltraumstation bilden die Tele-Plateaus eine hoffentlich  nachvollziehbare und „tanzbare“ Synthese aus irdischem und außerirdischem Raum. Sie sind vielleicht auch ein Modell für eine Art Weltbühne, auf der Weltbürgerlichkeit erprobt, simuliert und vorweggenommen wird.“

Pressemitteilung als Download (pdf): 12.11.07_Festspielhaus Hellerau wird zur europäischen Weltbühne



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