Outdoor presentation
Eintritt frei
Aktivisten:
Lot Amorós & David Pello
Lot Amorós & David Pello
GuerrillaDrone arbeitet mit Mixed Reality im Luft- und Stadtraum
GuerrillaDrone arbeitet mit Mixed Reality und bezeichnet das Design einer Drone für audiovisuelle Interventionen im öffentlichen Luftraum. Es handelt sich dabei um einen kompletten Flugcomputer mit freier Soft- und Hardware. Dronen sind autonome, propellerangetriebene Maschinen, die sowohl zum Stillstand in der Luft, als auch zu Flugbewegungen befähigt sind. Guerrilla Drone soll die neuen Nutzungsmöglichkeiten der Luft als künstlerisches Medium untersuchen und das Problem vorwegnehmen, mit der sich die Gesellschaft der Zukunft konfrontiert sehen wird: die Anwesenheit von Robotern im öffentlichen Raum, sowie im Luftraum.
Die Bürgerkontrolle entwickelt sich zu einer Priorität von hoher Dringlichkeit für Staaten und Regierungen. Im Vergleich mit üblichen Überwachungskameras stellt die Drone einen qualitativen Sprung dar, denn man nimmt nicht mehr wahr, dass man überwacht wird. Diese Strategie erreicht ihren Höhepunkt, wenn man sich dieser Technologie für die vollständige und allgegenwärtige Kontrolle der Zivilgesellschaft bedient. Israel leistet auf diesem Gebiet Pionierarbeit bei der Kontrolle der Palästinensergebiete. Israelische Technologie wurde sogar exportiert: sowohl für die Überwachung der Grenzgebiete zwischen Afrika und Europa, als auch der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Der Technologietransfer zwischen dem Militär und der Polizei offenbart das Kräfteungleichgewicht zwischen den Bürgern und dem Staat.
Die Bezeichnung »Aerial Hunter Killers« steht für Luftfahrtelektronik, die 1984 im Film Terminator zum Einsatz kommt. Diese Metapher nahm vor einigen Jahren durch die Predator-Drohne der US-Luftwaffe wahrhaftig Gestalt an. Sie besitzt eine hohe Feuerkraft, welcher in den Kriegen der USA im Irak und in Afghanistan, Hunderte von Menschen zum Opfer gefallen sind. Sie verkörpert das Paradigma vollständiger Kontrolle durch ständige Überwachung und die Bombardierung durch autonome und halbautonome Drohnen.
Zu aktuellen Beispielen der Nutzung von Drohnen zählen die Überwachung von Musikfestivals in England zur Drogenkontrolle, der Einsatz »künstlicher Nasen« in den Schornsteinen niederländischer Privathäuser zur Untersuchung auf Cannabisanbau in den Innenräumen, sowie der Drohneneinsatz in Deutschland zur Überwachung von Demonstrationen. Im Gegensatz zu den »Aerial Hunter Killers« in Terminator, die vom Computernetzwerk Skynet kontrolliert wurden, werden die Drohnen, die von Regierungen für die Überwachung und Tötung ihrer Bürger eingesetzt werden, von Menschen selbst gesteuert. So brauchen wir keinen fremden Feind finden und werden uns selbst zum Feind. Daher sind Drohnen transhumanistische Körper und Erweiterungen des menschlichen Willens und Geistes.
Das Recht zu fliegen beinhaltet viele Ideen der sogenannten »Reclaim the Spectrum«-Bewegung: »Indem man das elektromagnetische Spektrum des Rundfunks zurückfordert, nimmt man eine politische und gesellschaftliche Debatte auf, die im 20. Jahrhundert vermieden wurde, die aber in unserem Jahrhundert nicht weiter aufgeschoben werden kann.« Wir als Bürger fordern unser Recht auf den öffentlichen Luftraum und den Rundfunk: das Medium ist die Botschaft. Wenn Macht immer stärker von den Menschen auf Kontrollapparate übergeht, reagiert die Technologie darauf, indem sie nonkonformistische Mittel erfindet.
GuerrillaDrone ist ein autonomes System mobiler erweiterter Realität, das Elemente des öffentlichen Raumes erkennt und der umgebenden Architektur eine flüchtige »digitale Haut« verleiht, um eine »vorübergehend erweiterte Zone« zu erschaffen. Das Ziel von GuerrillaDrone ist es, eine Form der Erweiterung im Luftraum zu sein, die vom Projekt »The Artvertiser« inspiriert wurde. Überdies möchte die Arbeit den öffentlichen Raum durch performative Aktionen im Sinne erweiterter Realität und durch »Artvertising« revolutionieren.
GuerrillaDrone versucht die Logik des Panoptikums als undurchsichtiges Überwachungssystem umzukehren, indem es die Möglichkeiten von Protestaktionen und Performances mit audiovisueller Unterstützung aus der Luft unterstützt, die es möglich macht, städtische Bildflächen auf jede beliebige Oberfläche zu projizieren.
In einer Gesellschaft, in der industrielle Roboter dazu genutzt werden, Aufgaben effizienter auszuführen oder diese weniger gefährlich für Menschen zu machen – worin liegen die Chancen für eine Bürgerrobotertechnik? Während wir zur militärischen Adlerdrohne hinaufblicken, die uns als Bürger überwacht, schauen wir der Bienendrohne nach, die den öffentlichen Raum bestäubt. Der niederländische Architekt Kas Oosterhuis sagt hierzu: »Der innovative Architekt entwirft Schwarmarchitektur in einer Geisteshaltung von »Open-Source« und Echtzeit. Menschen, Gebäude und Gebäudeteile kommunizieren miteinander; sie alle sind Mitglieder des Schwarms.«
www.guerrilladrone.feenelcaos.org
Maker-Bewegung, DIY, Kritik, Politik, Öffentlicher Raum
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