Composition
»Composition« von [[Andres Ramirez Gaviria]] ist eine generative audiovisuelle Installation, die sich Piet Mondrians âTransatlantische GemĂ€lde“[1] zueigen macht und dekonstruiert, und soll einen kritischen Kommentar auf das PhĂ€nomen der Abstraktion, wie sie in der Geschichte der modernen Kunst entwickelt worden ist, sowie in ihrer Beziehung zu zeitgenössischer digitaler Kultur, darstellen.
Das Projekt beruht auf der digitalen Aufzeichnung und PrĂ€sentation aller vertikalen und horizontalen Linien auf jedem einzelnen der 17 Transatlantischen GemĂ€lde. Auf eine querformatige FlĂ€che[2] projiziert und animiert, bewegen sich die Linien mit konstanter Geschwindigkeit und in derselben Anordnung und Position wie auf den GemĂ€lden von links nach rechts und von rechts nach links, bis sich zwei Linien kreuzen. An diesem Punkt Ă€ndern sich Richtung und Geschwindigkeit der sich kreuzenden Linien. Dieser interaktive Prozess verlĂ€uft systematisch und bringt letztendlich mit sich, dass alle Linien ihre ursprĂŒngliche âOrdnung“ verlieren und stattdessen eine unberechenbare Abfolge visueller Muster generieren. Erst nachdem die Linien eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht haben und an den RĂ€ndern der projizierten âLeinwand“ verschwunden sind, beginnt der Prozess mit einer neuen Auswahl aus vom Installationssystem zufĂ€llig gewĂ€hlten GemĂ€lden von neuem.
Die klangliche Komponente von »Composition« umfasst eine Reihe von Sounds – George Antheils musikalischer Komposition Jazz Sonata (1922) entnommen -, die ausgelöst werden, wenn es zur Interaktion zwischen zwei Linien kommt. Doch sind die erzeugten KlĂ€nge nicht nur eine Neuschöpfung von Antheils Original sondern ein abstrakter Mix aus von ihrer Quelle losgelösten Beats, in einem ganz Ă€hnlichen Sinne wie die Linien aus Mondrians GemĂ€lden. Einzelne Schnipsel aus Antheils MusikstĂŒck werden extrahiert, gespeichert und in halb-zufĂ€lliger Reihenfolge abgerufen wann immer dies die visuelle Komponente der Installation erfordert.
Durch den Einsatz dieser in der zeitgenössischen digitalen Kultur gebrĂ€uchlichen Strategien des Zugriffs, der Speicherung, der Archivierung, des Mix und des zufĂ€lligen Abrufens von Information, betont »Composition« den Schritt von der Moderne ins Informationszeitalter, von der Bedeutung, die der âReinheit“ der Form beigemessen wurde, zur Bedeutung von InformationsflĂŒssen.
[1] Die Transatlantischen GemÀlde sind jene 17 GemÀlde, die Mondrian zwischen 1935 und 1940 in Europa begonnen hat und nach seiner Ankunft in New York im Herbst 1940 vollendete.
[2] Die Breite der Projektion (11,70 Meter) entspricht der Summe der Abmessungen aller 17 Transatlantischen GemÀlde, wogegen die Höhe (1,45 Meter) dem höchsten der Bilder entspricht.
Tags: 2008, CYNETart, generative audiovisuelle Installation, Installation